
Seit der Fernsehserie „Ella Schön“ verstehen wir alle, was Asperger-Autismus ist und können uns damit anfreunden. Vielleicht empfinden wir es auch nicht mehr als allzu befremdlich, wenn wir die Serie einmal geschaut haben. Wie reagierst du als Elternteil, bei der Diagnose Spektrumsstörung bei deinem Kind? Es gibt tausende verschiedene Abschwächungen und Schweren dieser Besonderheit. Du solltest dich deshalb nicht verrückt machen. Viele Ärzte beziehen sich auf die Diagnose: autistische Spektrums Störung, als sich direkt festzulegen. Hört sich wohl auch besser an. Leider bedeutet dies für viele Eltern, dass eben nichts so schön geradlinig läuft wie sie es sich bei der Geburt einmal vorgestellt haben. Es gibt schlimmeres! Schwieriger wird es meistens dann, wenn das Kind in Kindergarten oder Schule nicht so funktioniert, wie unser System es verlangt. Das ist das eigentliche Drama. Wir loben uns ein Schulsystem, was sich damit brüstet, dass es Integration großschreibt. Tut es nicht! Wenn einem Kind eine Behinderung nicht angesehen wird, dann ist es einfach schlecht erzogen oder schlicht nicht passend. Was nicht passend ist wird von Lehrern gerne als passend erzwungen und genau das funktioniert eben nicht. Eltern sollten sich von ihrem Umfeld und vor allem der Schule nicht verrückt machen. Lass sie reden und schau auf dein wunderbares besonderes Kind. Manchen fehlt es einfach noch am pädagogischen Feingefühl, was über das Lehren im Unterricht hinausgeht und deshalb nicht im pädagogischem Konzept festgelegt ist.
Was bedeutet Autismus für die Allgemeinheit?

An erster Stelle stehen die Schwierigkeiten in der sozialen Kommunikation. Das ist wieder sehr allgemein formuliert. Asperger nehmen alles eben recht wörtlich. Sie können mit Witz und Ironie nicht viel anfangen. Sie haben Schwierigkeiten in allem, was nonverbales zwischenmenschliches Miteinander ausmacht. Dabei ist es recht einfach. Klar und deutlich formulieren, was man möchte und es ist für einen Asperger verständlich. Dem fügt sich dann sehr schnell, die daraus ergebenen Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion an. Stelle die vor, du könntest Gefühle nicht vom Gesicht deines Gegenübers ablesen. Das macht es bereits recht schwierig. Ein Lächeln vermittelt immer eine gewisse Freundlichkeit. Es mildert ab, was wir sagen aber genau das kann ein Asperger nicht lesen und somit nicht verstehen. Gerade für Kinder ist das extrem schwierig. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Kinder ja genauso fühlen und empfinden wie Gleichaltrige, sie könne es nur eben nicht zeigen. Das ist der größte Irrtum, anzunehmen, dass diese Kinder einfach nur kleine gefühlslose Roboter sind. Vielleicht empfinden sie sogar viel intensiver, nur anders und finden keinen Ansatz, dies nach außen deutlich zeigen zu können.
Kinder mit einer autistischen Störung haben eine andere Wahrnehmungsverarbeitung. Deshalb kommt es oft auch zu der Diagnose: Wahrnehmungsstörung. Sie balancieren immer auf der Kante und erkennen nicht die Gefahr abzustürzen. Das ist wörtlich zu nehmen. Ein großes Problem bei diesen Kindern ist es tatsächlich, dass sie drohende Gefahren nicht erkennen. Da bei spielt es keine Rolle, ob diese Gefahr verbal ist, zum Beispiel eine Streiksituation und eine realen Handlungen. Sie fahren mit 200 in eine Kurve ohne die Gefahr zu erkennen. Natürlich birgt dies extreme Risiken. Wieder zum einen in der Reflektion des Verhaltens aber auch dass es zu realen Gefahren kommen kann. Schüler sehen ihren Lehrern beispielsweise an, wenn sie bereits schlecht gelaunt in den Unterricht kommen aber Asperger nicht. Sie werden dennoch deutlich ihre Meinung sagen und können die verschiedenen Gefühlsreaktionen dann nicht nachvollziehen. Jedes andere Kind würde sich abducken und so unauffällig wie möglich den Tag überstehen wollen. Ein Asperger sag,t was es denkt, ohne sich die emotionale Reaktion des Gegenübers Gedanken zu machen.
Kommen wir endlich zu einem überaus bemerkenswerten und positiven Aspekt von Asperger-Kinder. Sie haben eine ungewöhnliche Denkweise und bemerkenswerte Problemlösungen parat. Viele Dinge die uns logisch erscheinen verursachen bei einem Asperger nur einen verwunderlichen Gesichtsausdruck und Unverständnis. Sie denken völlig anders. Dies hat mit ihrer besonderen Wahrnehmung zu tun. Ich würde es nicht in richtig oder falsch einordnen, schließlich kommt es ja bei uns allen nur darauf an, das wir eine Lösung finden. Sie verfügen meist über sehr spezielle Talente, die bis auf ein Höchstmaß ausgereizt sind. Es gibt Kinder, welche Begabungen haben die weniger relevant aber dennoch bemerkenswert sind, wie Tabellen auswendig zu können. Dies können Zahlen, Formeln oder auch Fußballergebnisse sein. Häufig sind es spezielle Interessengebiete. Was viele gemeinsam haben ist ihr besonderer Sinn für eine gewisse Ordnung. Auch dies kann sehr individuell sein. Es gibt Kinder, die immer ihre Plätze für gewisse Dinge haben oder auch im Supermarkt die Regale sortieren. Es gibt so viele verschiedene liebenswerte Macken, die sich mit diesem Symptom entwickeln können. Ihre Problemlösungen sind oft sehr rational. Man könnte meinen, dass es für diese Kinder keine Probleme gibt, sondern nur Lösungen. Es wir solange an einer Lösung gebastelt, bis sie da ist. Anders als bei anderen Kindern die irgendwann bereits aufgegeben hätten.
Sie haben intensive und oft spezielle Interessen. Damit können sie sich dann stundenlang beschäftigen, ohne eine Pause einzulegen. Sie versinken völlig in ihrer eigenen Welt. Durch diese Spezialisierung auf ein einziges Gebiet ist ihr Wissen enorm und oft extrem speziell.
Oft fallen Asperger durch Bewegungen auf, die recht „steif“ wirken, wobei dies tatsächlich nicht bei jedem der Fall ist. Es gibt Menschen mit dieser Besonderheit, den würde man nichts anmerken. Was jedoch alle wirklich gleichermaßen brauchen ist eine gewisse Beständigkeit in ihren Tagesabläufen. Egal wie schwach die Besonderheit ausgeprägt ist, sie lieben ähnliche Abläufe und mögen nichts, was mit Spontanität zu tun hat. Planung ist ihr ganzes Leben und Abweichungen scheinen ein wirkliches Problem zu sein.
Für normale Menschen sollte es wichtig sein, dass man einfach die Besonderheiten toleriert. Wir haben alle unsere Eigenarten und diesen Menschen hat man eben eine Bezeichnung gegeben. Autismus ist keine Krankheit, sondern neurologisch bedingt eine andere Wesensart. Gerade Kinder können sehr verletzt werden. Ausgrenzung wird sie nicht ändern. Asperger- Kinder sind sehr beständig und haben einen sehr ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Das kann anstrengend sein aber ist doch eine besonders liebenswerte Eigenschaft. Gerade weil man bei Autismus von einem Spektrum spricht, können Eigenarten mehr oder weniger ausgeprägt sein. Gerade unauffällige Formen werden nur selten erkannt und oft laufen Eltern von A nach B und das über Jahre, bis sie endlich eine eindeutige Diagnose bekommen. Die meisten Kinder werden zu Beginn der Schule auffällig, da sie dann am stärksten mit Veränderungen und zu vielen Eindrücken und Menschen konfrontiert werden. Kein Mensch ist gleich und deshalb ist es umso wichtiger, dass man annimmt, und akzeptiert, was anders ist als wir.
